Wer den Weser Kurier verfolgt und die Beilagenblätter aufmerksam liest, kann diese als Werbeblätter für die evangelische Kirche in Bremen zu betrachten.
Jüngstes Beispiel ist die Berichterstattung zur Fusion von vier Kirchengemeinden in Bremen Blumenthal, die der Kirchentag der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) am 24. November beschlossen hatte. In der Berichterstattung ist vor allem von der Bündelung der Kräfte, dem gezielten Einsatz von Ressourcen die Rede, immerhin sei die viertgrößte Kirchengemeinde in Bremen entstanden.
Auch die „Norddeutsche“, Beilage des Weser Kurier, berichtete ausführlich. Zitiert wird die BEK Präsidentin Bosse, die von „atemberaubender Geschwindigkeit“ und Vorbildcharakter sprach. In der Ausgabe vom 27. November gab es noch einen Kommentar, von einer Redakteurin, die der Kirche Ratschläge gab, wie sie es zukünftig besser machen solle und wie sie „den Glauben anders unters Volk bringen kann“.
Die Redakteurin hat jedoch den Hintergrund schöngeredet. Die vier Kirchen in Blumenthal haben in den letzten drei Jahren mehr als 11 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Die Predigten finden vor weitgehend leeren Kirchenbänken statt und die ehrenamtlichen Kandidaten für Kirchenvorstände werden immer knapper und älter.
Und dann kommt noch der absehbare Geldmangel. Immer mehr Menschen treten aus oder gehen in Rente und zahlen damit weniger Kirchensteuer. Bis 2030, also in neun Jahren, will die BEK etwa 30 Prozent ihrer Ausgaben (kaufkraftbereinigt) einsparen. Da es sich bei der BEK vor allem um Personalausgaben handelt, gibt es dann auch weniger Pastoren, Kirchenmusiker, Diakone usw. Blanke Not treibt also die Fusionsbestrebungen, Personaleinsparungen und Stilllegung von Räumen voran.
Menschen glauben eben nicht mehr an Götter und Engel, Schöpfung, Sündenfall und andere Märchen aus der Bibel. Die Wissenschaften haben die Legenden aus der Bibel auf eine Stufe mit Grimms Märchen befördert. Da hilft auch besseres Marketing, Sozial Media und ein neues Outfit nicht weiter.
Ohne die großzügige Unterstützung des Staates, der die Sozialeinrichtungen der Kirchen zu fast 100 Prozent finanziert und die mediale Aufwertung, insbesondere durch die beiden „Monopolmedien“ in Bremen, würden die meisten Menschen gar nicht merken, dass es die Kirchen noch gibt. Deshalb bimmeln auch jeden Sonntag noch die Glocken. Es reißt zigtausende aus dem Schlaf und gleicht doch eigentlich dem unablässig spielenden Orchester auf der untergehenden Titanic. Bim Bim, wir sind noch da.