In Stuttgart findet der Katholikentag statt. Es werden ca. 25 bis 30 000 Menschen erwartet. Gerade ein Viertel der in früheren Jahren üblichen Teilnehmenden.
Eine Umfrage des INSA Umfrageinstituts hat ergeben, dass 59 Prozent der Deutschen sich nicht für den Katholikentag interessiert. Beim konservativ katholischen Magazin Tagespost, geht die Angst um, denn sie haben messerscharf erkannt: „Dem Christentum wird keine Relevanz mehr zugetraut, wenn es um die Fragen von heute und morgen geht.“
Nach den Missbrauchsskandalen und deren Verschleierungsversuchen durch die Bischöfe und die Kirchenhierarchie ist wohl jegliche moralische Legitimität der katholischen Kirche in den Augen der Menschen dahin. Wer Frauen den Zugang zu Kirchenämtern verweigert und gelebte Homosexualität zur Sünde erklärt, demonstriert öffentlich, dass man des Geistes des vorletzten Jahrhunderts ist. Warum sollte Mensch mit diesen Ewiggestrigen, die noch nicht einmal in der Gegenwart angekommen sind, Zukunftsfragen diskutieren wollen.
Angesichts von 22 Millionen Mitgliedern, von denen gerade einmal 0,11 Prozent beim Kirchentag, dem alle zwei Jahre stattfindenden Highlight der Organisation teilnehmen, kann getrost von einem toten Hund gesprochen werden.
Aber dennoch, die Bundesregierung, das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart überweisen Zuschüsse von insgesamt 4 Millionen Euro.
Und medial wird in den Tagen des Kirchentags jede noch so unwichtige Debatte per Medienecho an die Konsumenten der bürgerlichen Leitmedien und der Nachrichtensendungen übermittelt. Als ob sich in Stuttgart die Welt dreht und dort wichtige ethische und politische Impulse ausgesendet würden. Kirchen und Religionsgemeinschaften sind den Staatseliten viel wert, da sie für die Integration der Menschen in den Geschäftsbetrieb der Marktwirtschaft eine wichtige Rolle spielen sollen. Wenn z.B. Kirchen Geistliche in die Militärseelsorge schicken, ergibt dies eine moralisch ethische Legitimation von Kriegseinsätzen. Bundespräsident Steinmeier will deshalb dem moralisch diskreditierten aus Rom diktatorische regierten Überbleibsel des Mittelalters mit seinem Redebeitrag staatlichen Glanz verleihen. Die katholische Kirche ist jedoch zu einem Pflegefall für Medien und Politik geworden, die mit großem Aufwand aufpoliert werden soll. Als ethisch politische Instanz ist sie in diesem Zustand nicht zu gebrauchen.
Das ist gut so und sollte auch so bleiben.