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Und schon wieder geschrumpft

Mehr als 6000 Mitglieder hat die bremische evangelische Kirche (BEK) im Laufe des Jahres 2021 verloren. 170 277 Menschen gehören formell der BEK an, davon kommen ca. 10 000 aus niedersächsischen Umlandgemeinden. Gemessen an der Gesamtbevölkerung macht die BEK Mitgliedschaft noch 28,5 Prozent der bremischen Bevölkerung aus. 1970 waren es noch 81 und im Jahre 2000 noch 47 Prozent. Der Trend ist eindeutig. Nur 764 Taufen von insgesamt ca. 6000 Neugeborenen entsprechen gerade einmal einer Taufrate von 12,5 Prozent. Damit ist die Entwicklungsrichtung vorgezeichnet.

Der theologische Repräsentant der BEK, Bernd Kuschnerus, lies im Weser Kurier vom 10. März verlauten, dass es ja nicht auf Zahlen, als vielmehr auf die Ausstrahlung in die Gesellschaft ankomme und die „Kirche inhaltlich und seelsorgerisch stark nachgefragt ist“. Dies zeige sich nach Meinung von Kuschnerus insbesondere in der Corona Krise und dem Ukraine Krieg. Hier würde die Kirche gebraucht. Dieses Trostpflaster steht allerdings im krassen Widerspruch zu aktuellen Umfragen, die allesamt eine rapide Abnahme des Ansehens der Kirchen und stark abnehmende Gottesgläubigkeit bestätigen.

Auch der katholischen Kirche in Bremen geht es nicht besser. Noch ca. 52 000 Mitglieder zählt die katholische Kirche laut Sprecher Christof Haverkamp am 31. Januar bei buten und binnen, als eingeschriebene Mitglieder. Fast 2000 weniger als im Vorjahr und somit 9,2 Prozent der Bevölkerung der Stadt Bremen. Die genauen Zahlen werden erst im Juni veröffentlicht.

1970 gehörten noch fast 95 Prozent der Menschen in Bremen einer der großen Amtskirchen an, Ende 2021 war deren Anteil auf knapp über 38 Prozent abgesunken.

Beiden Kirchen ist zudem gemeinsam, dass nur noch ein kleine Minderheit der formellen Mitglieder zu den „Aktiven“ zählt. Bei der BEK zählen dazu etwa 3 Prozent, bei der katholischen Kirche etwa 5 Prozent. In der BEK sollen daher in den nächsten 8 Jahren etwa 30 Prozent der Ausgaben eingespart werden. Aktuell wird an neuen Gemeindefusionen gearbeitet, um ungenutzte Immobilien und Predigten vor leeren Kirchenbänken zu vermeiden.

Die Austrittszahlen in Bremen wurden im Jahre 2021 durch die eingeschränkte Terminvergabe für den Kirchenaustritt in den Standesämtern ausgebremst. In nur 3 Monaten des Jahres 2021 konnten Termine bei den Bremer Standesämtern vergeben werden.

Sorgen um den Bestand der von den Kirchen getragenen Sozialeinrichtungen wie Altenwohnheime, Pflegedienste und Krankenhäuser braucht sich niemand zu machen. Diese werden von Krankenkassen und dem Staat finanziert. Hier findet sich seit Jahren keine Einnahmen aus der Kirchensteuer.