Alle schimpfen auf Latzel, währenddessen wird der evangelikale Einfluss gestärkt. Die BEK redet mit gespaltener Zunge.
Ende 2019 gab es in Bremen gehörige Aufregung, da ein bekannter Evangelikaler im Rahmen der „Klassentage“ und des missionarischen Projekts PIKS in öffentlichen Bremer Schulen zum Einsatz kam. Dieser Referent, Klaus Peter Naumann, ging nun in Rente. Die Stelle imReferentenpool der evangelischen Jugend, der kirchenintern zuständigen Abteilung für den Einsatz in den Schulen, wurde von der Leitung der evangelischen Kirche neu besetzt.
Mit Christian Kück wird die Vollzeitstelle erneut ein Evangelikaler bekommen. Kück war bisher in der St. Markus Gemeinde, die zur Evangelischen Allianz (dem Netzwerk der Evangelikalen) gehört, als Diakon für Kinder und Jugendarbeit tätig. In dieser Funktion war er Teil einer fragwürdigen Kooperation mit einer staatlichen Oberschule in Huckelriede, mit Nachmittagsgruppen und Frühstücksangeboten für Schülerinnen und Schüler. Ein religiöser Vertreter einer stark auf Mission ausgerichteten Gemeinschaft, die u.a. durch ihre Positionen zu Homosexualität und Frauenbild wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt hat und mit diesen in krassem Gegensatz zu dem steht, was Kinder und Jugendlichen in Bezug auf Toleranz und Menschenbild in einer modernen Schule lernen, bekommt Zugang zu Jugendlichen im konfirmationsfähigem Alter? Stellt sich nun die Frage, ob seine Missionsarbeit so erfolgreich war, dass die BEK ihn für ihre missionarische Jugendarbeit als Idealbesetzung ansieht?
Dies verwundert umso mehr, wenn man betrachtet, wie sehr die BEK mit ihrer Präsidentin Bosse und Schriftführer Kuschnerus in den letzten Wochen Imagepolitur betrieben hat, indem sie sich mit einigem medialen Aufwand von Pastor Olaf Latzel distanziert haben. Doch Latzel, seine Martinikirche und die sieben anderen Gemeinden, die gleichzeitig der BEK und der Evangelischen Allianz angehören, dürften sich in ihren Positionen z.B. hinsichtlich der Bibelauslegung zur Homosexualität nur geringfügig unterscheiden.
Der Einsatz eines Evangelikalen in der missionarischen Jugendarbeit lässt vermuten, dass der von Mitgliederschwund bedrohten evangelischen Kirche jedes Mittel des Mitgliederfischens recht ist. Die gleichzeitig öffentlich geführte Distanzierung von Olaf Latzel entlarvt sich dabei als ein Akt der Doppelbödigkeit.