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Falsche Freunde

Eine Meldung des „AK Politischer Islam“ (AK Polis) des atheistischen Zentralrats der Konfessionsfreien lässt den Betrachter mit großem Erstaunen zurück.

Der Text auf der Webseite vom 1. Dezember 2025 des AG Polis gilt dem vor zehn Jahren von Frau Prof. Christine Schirrmacher im Hänssler Verlag erschienen Buch „Politischer Islam und Demokratie“.

Das Buch nimmt wie viele Kritiken am Islam, eine theoretische Trennung von Religion und Staat vor und wirft der als „politischen Islam“ identifizierten Bewegung vor, diese Trennung von Religion und Politik/Gesellschaft in Frage zu stellen. Dieses soll angeblich mit der Rückbesinnung auf die Frühzeit des Islam, von ca. 622 bis 800, und die beabsichtigte Durchsetzung islamische Normen die in der Scharia zusammengefasst sind, zur Grundlage heutiger Gesellschaften machen zu wollen.

Dieser Unterwerfungsanspruch der gesellschaftlichen Verhältnisse unter religiöse Normen ist jedoch allen Religionen gemeinsam. Schließlich sind als Erklärvideos zum Verständnis der Welt und der Regelung gesellschaftlichen Zusammenlebens entstanden. Religiöse Normen waren und sind vor allem gesellschaftliche Normen, die in einem Umfeld von Stammesgesellschaften, Patriarchat, Sklavenhaltergesellschaft und Kriegsauseinandersetzungen entstanden sind.

Im Zweiten Buch Mose, Exodus, heißt es: „Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren. Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren, nicht seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.“ Sklavenhaltung ist im Sinne der Bibel also erlaubt, aber bitte nicht beim Nachbarn klauen, sondern „fremde“ Städte und Stämme überfallen. Ebenso stellt sich die Frage warum nur Männer die Frauen von anderen Männern nicht begehren sollen. Das Patriarchat lässt Grüßen.

Wer heute in der „Glaubensbasis“ der evangelischen Allianz in Deutschland den Satz findet: „Die Bibel, bestehend aus den Schriften des Alten und des Neuen Testaments, ist Offenbarung des dreieinen Gottes. Sie ist zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung .. „ , stößt auf diesen Gedanken, des universellen Anspruchs der Religionen für die Regelung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Der ehemalige Vorsitzende der Evangelischen Allianz, erklärte: „Die Grenzen des Gehorsams (gegenüber den bürgerlichen Gesetzen) sind dort erreicht, wo das Gesetz der Obrigkeit gegen Gottes Gesetz steht.“ In den Enzykliken des Vatikan finden sich gleichlautende Passagen.

Evangelikale, Islamisten und papsttreue Katholiken stehen somit im krassen Widerspruch zu einer postulierten Selbstbestimmung des Menschen, der als gesellschaftliches Wesen in einem Staat oder Kommune, die Verhältnisse nach seinen Bedürfnissen regelt und in einem demokratischen Prozess darüber entscheidet.

In dieser Grundbetrachtung, den göttlichem Willen, festgehalten in den alten Büchern, Tora, Bibel und Koran, den Menschen als Regel und zu befolgende „Gesetzen“ befolgen zu lassen, unterscheiden sich diese Religionen nicht. Der evangelikale Prediger Olaf Latzel formulierte es so: „Wir sind nur Befehlsempfänger. Die Bibel geht soweit, das Paulus, das Petrus immer wieder davon gesprochen haben, dass sie Sklaven Jesus Christus sind. Wir sind nur Befehlsempfänger ohne irgendwas. Wir sind nur Werkzeug. Der Herr spricht und wir tun es halt“. Predigt Januar 2015

Die besondere Hervorhebung des Buches von Christine Schirrmacher bedarf der Betrachtung ihres politisch religiösen Umfeldes. Frau Schirrmacher ist eine bekennende Evangelikale und nimmt leitende Positionen von der deutschen bis zur weltweiten evangelischen Allianz ein. Die Allianzen sind die Netzwerke der weltweit agierenden Evangelikalen. Also Pfingstler, Methodisten, Mormonen und andere ewig Gestrige, die sich auch fast alle im Umfeld von Donald Trump, Bolsonaro und andere autoritären Führungsgestalten bewegen.

Auf der Webseite der deutschen Evangelischen Allianz findet sich folgende Beschreibung zu Frau Schirrmacher:

Christine Schirrmacher ist seit 1999 Leiterin des „Instituts für Islamfragen“ (IfI) der Deutschen Evangelischen Allianz in Deutschland, Österreich und Schweiz sowie des „International Institute of Islamic Studies“ (IIIS) der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) und auf nationaler wie internationaler Ebene an Dialoginitiativen und Diskursen mit muslimischen Theologen beteiligt. Das „Institut für Islamfragen“ ist ein Netzwerk von Islamwissenschaftlern, die durch eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Islam und deren Präsentation in Veröffentlichungen, Seminaren der Erwachsenenbildung im politisch-demokratischen Diskurs Gesellschaft, Kirchen und Politik mit grundlegenden Informationen rund um das Thema „Islam“ versorgen möchten. Inhaltlich geht es vor allem um den Islam in Europa und die weltweite Entwicklung der islamischen Theologie, um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Anspruch des politischen Islam, sowie um eine faire, informierte und sachbezogene Begegnung von Christen und Muslimen.“

Frau Schirrmacher ist verheiratet mit Thomas Schirrmacher, der von 2021 bis 2024 Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, war. Ihr Buch erschien im Hännssler Verlag, der zum Netz der deutschen Evangelikalen angehört.

Nachdem nun Frau Schirrmacher in den „Beraterkreis Islamismusprävention und Islamismusbekämfpung“ beim Bundesinnenministerium (Dobrindt und Staatssekretär de Vries) berufen wurde, dem auch Mitglieder des AK Polis beim Zentralrat der Konfessionsfreien und der Giordano Bruno Stiftung angehören, scheint man sich dort lobend zu Mitgliedern des Beraterkreises äußern zu müssen. Es ist schon merkwürdig, mit der Expertise der einen fundamentalistisch Religiösen gegen ein andere ebenso fundamentalistische Strömung in die Auseinandersetzung zu gehen. Von CSU Ministern ist dies nicht abwegig, beim AK Polis schon verwunderlich.

Der von AK Polis gewählte Weg der Kooperationsangebote an das ultrakonservativ besetzte Innenministerium und CSU Dobrindt mit seinem Staatssekretär de Vries an der Spitze verursacht eben intellektuelle Verrenkungen der besonderen Art, die mit der Vertretung von säkularen Humanistischen Inhalten wenig kompatibel sind.

Auch die alte Losung, der Feind meines Feindes ist mein Freund – ramponiert nur die eigene Glaubwürdigkeit und gibt eigene Inhalte der Beliebigkeit preis.