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Generationswechsel und Austritte lassen bremer Amtskirchen schrumpfen

Nach den Rekordaustritten im Jahre 2022 aus der evangelischen und der katholischen Kirche werden die Zukunftsperspektiven die beiden ehemaligen Volkskirchen düster. Der Niedergang verläuft ganz offensichtlich viel schneller als von der Uni Freiburg im Jahre 2018 errechnet und von den Kirchen geplant.

Veränderungen des Denkens der Menschen verlaufen in den meisten Fällen nicht in großen Brüchen, sondern über den Generationswechsel. Somit lohnt es sich, einen Blick auf die Anteile der Kirchenmitglieder nach Altersgruppen zu werfen.

Das Statistische Landesamt Bremen hat die Zahl der Kirchenmitglieder als auch aller BewohnerInnen der Stadt Bremen (ohne Bremerhaven) nach Altersgruppen zum 31.12.2021 veröffentlicht. Die Zahlen der Kirchenmitglieder der evangelischen Kirche, der einst fast 90 Prozent aller Menschen in Bremen angehörten, sinkt beständig. Zusammen mit Berlin, Hamburg und München weist die Bremische Evangelische Kirche (BEK) jährlich die prozentual höchsten Austrittsquoten aus.

Zum Ende des Jahres 2021 gab es in der Stadt Bremen, die weitgehend identisch mit der BEK ist, 160 669 Mitglieder. Dies entspricht einem Anteil von 28,4 Prozent (im Jahre 2022 auf 27 Prozent, ca. 154 000 Personen abgesunken). Etwa 9 000 Mitglieder der BEK wohnen in Umlandgemeinden bzw. in Bremerhaven, daher fallen die offiziellen BEK Zahlen um diesen Wert höher aus. Fast ein Drittel der Kirchenmitglieder stammen aus der Altersgruppe der über 65 Jährigen, die wiederum nur etwa 21 Prozent der BremerInnen ausmachen. Demgegenüber sank der Anteil der getauften Kleinkindern, in den letzten Jahren wiederholt unter die Marke von 10 Prozent aller Neugeborenen in Bremen.

Prozentanteile der evangelischen Kirche nach Altersgruppen in der Gesamtbevölkerung

0 bis 18 Jahre 14,9 Prozent

18 bis 30 Jahre 29,0 Prozent

30 bis 50 Jahre 23,4 Prozent

50 bis 65 Jahre 32,3 Prozent

65 und Älter 41,7 Prozent

Da sich in der Gruppe der 50 bis 65 Jährigen die meisten BeitragszahlerInnen und die mit relativ hohen Einkommen und damit auch Kirchensteuerbeiträgen befinden und diese „Babyboomer“ ab 2030 fast alle im Rentenbezug sind, fallen sie dann als Finanzquelle für die Kirchen bei der Kirchensteuer weitgehend aus.

Die hohe Quote bei den Mitgliedern in der Altersgruppe der 18 bis 30 Jährigen ist eine vorübergehende Größe, In dieser Altersgruppe gibt es die meisten Austritte, denn viele Personen stellen erst beim Eintritt ins Berufsleben mit vollem Gehaltsbezug anhand des Kirchensteuerabzugs fest, dass sie mal getauft bzw. konfirmiert wurden. Mit der Kirche haben sie längst abgeschlossen, so dass der Steuerabzug den Austritt zur Folge hat. Die langfristige Perspektive der Evangelischen Kirche ist also noch schlechter als aus den dargestellten Zahlen ersichtlich ist.

Dieser Trend wird sich durch den Rückzug der Kirche aus Stadtteilen und Einrichtungen weiter verschärfen. Vor allem Gewohnheitschristen nehmen an der Konfirmation teil, weil es dort Geschenke gibt oder lassen ihr Kind taufen, weil es die Verwandtschaft oder die Nachbarn erwarten. Bei einer Tauf-, bzw. Konfirmationsquote von 10 bis 20 Prozent eines Jahrgangs lässt der „Gewohnheitsdruck“ zu christlichen Ritualen erheblich nach und schlägt in die Begutachtung der Teilnehmenden als komische Einzelgänger um. Schon jetzt planen 25 bis 30 Prozent der Mitglieder den zeitnahen Austritt aus den Kirchen. Mit einem Anteil von nicht einmal 15 Prozent an den Menschen unter 18 Jahren und den absehbaren Austritten, ist ein Sektendasein absehbar.