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Die Glocken läuten zum Gebet, und fast niemand geht hin.

Haben Religionsgemeinschaften und Kirchen in Bremen noch eine gläubige Gefolgschaft ?

Jetzt, im Herbst 2021, wird die Zahl der Mitglieder der beiden großen Amtskirchen unter die Marke von 50% an der Gesamtbevölkerung in Deutschland sinken. In einer Bremer Kirchengemeinde bewegten sich an einem Sonntag im Oktober gerade einmal 12 Menschen von 1.500 formellen Mitgliedern durch die Eingangstür zum Gottesdienst. Zweien wurde geholfen, den Rollator über die Türschwelle zu heben. Die Haarfarbe grau war dominant. 99,x% der formellen Mitglieder lagen noch im Bett oder saßen am Frühstückstisch. Das Glockengeläut hat viele Menschen unnötig geweckt, sie aber nicht zum Kirchgang bewegt.

In Münster demonstrierten am 23. Oktober gerade einmal 60 Menschen beim Marsch der 1.000 Kreuze für ein vollständiges Abtreibungsverbot in Deutschland. Aufgerufen hatte das überwiegend katholische Pro Life Netzwerk. Gerade einmal 60 Menschen für ein zentrales Anliegen des Papstes und konservativen Christen zu mobilisieren ist eine bittere Niederlage. Die politische Mobilisierungsfähigkeit des konservativen Katholizismus ist am Ende.

Diese Situation wirft Fragen auf: Wie viele Menschen sind noch religiös, wie viel Einfluss haben die Worte der Predigenden und bestimmen ihre religiösen und weltanschaulichen Ansichten das Leben in Bremen?

Im Laufe des Textes werden diese beiden Eingangsthesen begründet:

  • Die Religionsgemeinschaften und Kirchen bestehen überwiegend aus inaktiven, organisationsfernen Mitgliedern, für die der Begriff „Karteileiche“ passend wäre.
  • Die Mehrheit der verbliebenen „aktiven Gläubigen“ innerhalb der Religionsgemeinschaften sind eine Gefahr für Emanzipation und Demokratie.

Religionsgemeinschaften mit überwiegend religionsfernen Mitgliedern:

Die einstmals mächtigen Volkskirchen sind zu einer Fassade mit selbstgefälligem Verwaltungsüberbau geworden. Ihre Mitgliederzahl, aber mehr noch die Zahl der „aktiven Gläubigen“, ist in einem rasanten Schrumpfungsprozess begriffen. Aktive Gläubige aller Religionen machen knapp 4% der Menschen in der Stadt Bremen aus, sind stark überaltert und ihr Anteil an der Bevölkerung sinkt ständig. Die offiziellen Repräsentanten der Religionsgemeinschaften vertreten allenfalls Minderheiten ihrer „zugeordneten“ Mitglieder. Gleichzeitig verfügt dieses basislose Konstrukt über einen gigantischen Machtapparat, der sich gewohnheitsmäßig in politische Entscheidungen einmischt und nicht müde wird, seine Unverzichtbarkeit für ein friedliches Zusammenleben und die Gewährleistung moralischer Normen zu betonen.

Wer ist eigentlich noch konfessionsgebunden und aktiv religiös?

Die Mitglieder der evangelischen und der katholischen Kirche werden durch den deutschen Staat nicht nur erfasst, sondern auch bei einem Umzug von einem Ort zum anderen an die Kirchen gemeldet. Alle Kirchenmitgliedschaften der beiden „Amtskirchen“ sind in der Steuer ID hinterlegt. Damit gibt es eine sehr genaue Erfassung der Mitglieder. Das Statistische Landesamt Bremen gibt die Zahl der Mitglieder der evangelischen und der katholischen Kirche zum 31.12.2020 mit zusammen 38,6% der Bevölkerung an (Bundesdurchschnitt 51%).

Bei anderen Religionsgemeinschaften ist es da deutlich schwieriger verlässliche Aussagen über die Zahl der jeweiligen Anhänger*innen machen zu können. Zumeist gibt es Angaben der Religionsgemeinschaften selbst. Diese neigen zu Übertreibungen, da mit der angegeben Zahl der Gläubigen und Mitglieder auch gesellschaftlicher Einfluss und damit einhergehend auch Privilegien verbunden sein können. Die Erteilung des Rechtsstatus als anerkannte Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdÖR), die Verteilung von Sitzen in Rundfunkräten oder die Erteilung von konfessionsgebundenem Religionsunterricht, die staatliche Förderung von eigenen Missionseinrichtungen (Kindergärten und Schulen) misst sich an der gesellschaftlichen Relevanz, die sich aus der Mitgliederzahl ableitet.

Insbesondere bei muslimischen Religionsgemeinschaften, aber auch bei den orthodoxen Christen sind die Zahlen umstritten. Diese Religionsgemeinschaften kennen keine formelle Mitgliedschaft, die mit denen in den deutschen Amtskirchen vergleichbar wäre. Es gibt zum einen Schätzungen z.B. durch das Bundesamt für Migration oder Meldeämter, die aus dem Herkunftsland der hier lebenden Menschen Rückschlüsse auf die Religionszugehörigkeit ableiten. Nur etwa 20% der so auf 5,5 Millionen geschätzten Muslime gehören als formelles Mitglied einem Trägerverein einer Moschee an. Damit gäbe es, nimmt man die formellen Kriterien wie bei den Amtskirchen zum Maßstab, nur etwas mehr als 1 Millionen Muslime in Deutschland. Andererseits sind unter den staatlich nach Herkunftsland geschätzten 5,5 Millionen Muslimen aber auch Atheisten, Agnostiker und Menschen, die dem Glauben indifferent gegenüberstehen sowie Angehörige von Minderheitsreligionen. Der Anteil der völlig Religionsfreien wird nach diversen Umfragen auf ca. 20 Prozent geschätzt. Etwa 35 bis 49% der Menschen aus muslimischen Herkunftsländern gehen nach Umfragen nie in die Moschee.

Auch bei den formellen Mitgliedern der beiden deutschen Großkirchen gibt es Menschen, die nicht an Gott glauben, nie zu einem Gottesdienst erscheinen und zum Teil auch ihre Mitgliedschaft in der Kirche längst „vergessen“ haben. (Da nicht einmal 40% der formellen Mitglieder der Amtskirchen tatsächlich Kirchensteuer zahlen, wird an die Mitgliedschaft nicht auf jeder Gehaltsabrechnung oder auf der Steuererklärung erinnert.) Diese könnte man als Menschen aus einem christlichen Kulturraum bezeichnen, die an christlichen Ritualen und Gewohnheiten teilnehmen. Menschen, die ihr Kind nur wegen einer schönen Familienfeier taufen lassen oder Jugendliche, die wegen der Konfirmationsgeschenke zur KonfiFreizeit mitfahren oder sich Weihnachten das kirchliche Krippenspiel anschauen, müssen nicht zwangsläufig gläubig sein oder sich als Christ verstehen. Nach diversen Befragungen beträgt dieser Anteil etwa 35% der formellen Kirchenmitglieder. Wieder andere sind irgendwie ein wenig gläubig, zahlen die Kirchensteuer, weil sie glauben, damit soziale Projekte zu unterstützen (was ein Irrtum ist), gehen nicht in die Kirche und haben auch sonst kaum Kontakt zu religiösen Einrichtungen.

Es gibt daher quer über alle christlichen Gemeinschaften, die „aktiven Gläubigen“ mit regelmäßigen Gottesdienstbesuchen und die „passiven Gläubigen“, die sich als gottgläubig empfinden und einer Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen, die sowie die mit gezählten Menschen, die sich aus ihrer Sozialisation an ursprünglich christlichen Ritualen beteiligen. Bei letzter Gruppe, wir verwenden den Begriff „christlich Sozialisierte“ (analog, „muslimisch Sozialisierte“), gibt es fließende Übergänge zu Atheisten und Agnostikern. Zwischen 20 und 30% der Mitglieder der Amtskirchen bezeichnen sich als „nichtgläubig“. Auf Grund des kirchlichen Arbeitsrechts, (1,6 Millionen Arbeitsplätze in den Kirchenunternehmen) der Hoffnung auf einen Kindergartenplatz oder Platz in einem Pflegeheim, gibt es auch zahlreiche „Zweckchristen“.

Aktive Gläubige“ der meisten Religionsgemeinschaften gefährden Demokratie

Die Mehrheit der aktiven Gläubigen der Bremer Religionsgemeinschaften sind Anhänger*innen von rückwärtsgewandten Ideologien, Dogmen und Mythen. Dieses Festhalten an alten Dogmen aus den Büchern Bibel und Koran fördert Spaltungslinien, schürt Hass auf Andersgläubige und Religionsfreie. Die große Mehrheit der „aktiven Gläubigen“ ist eine Gefahr für die Gleichberechtigung der Frau und schürt Homophobie. „Aktive Gläubige“ sind überdurchschnittlich mit der politischen Rechten verbunden und oftmals Teil deren Kampagnen. In zentralen Fragen gibt es eine hohe Übereinstimmung der Positionen der politischen Rechten und den an die Grundüberzeugungen der alten Bücher festhaltenden „aktiven Gläubigen“.

Die Religionsgemeinschaften sind überwiegend autoritär organisierte Männerbünde. Eine Ausnahme sind die hauptamtlichen Nichtevangelikalen in der evangelischen Kirche in Bremen.

Problematisch sind die Aktivisten der Evangelikalen, innerhalb und außerhalb der evangelischen Kirche, der Mehrheit der Aktiven in der katholischen Kirche, der größte Teil der aktiven Muslime, der aktiven Orthodoxen und einiger anderer Kleinstgemeinschaften. Sie sind, weil eng an ihre alten Bücher Bibel, Tora und Koran gebunden, wirksame Träger von mittelalterlichem, demokratiefeindlichem, frauenfeindlichem, zum Teil antisemitischem und homophobem Gedankengut. Diese rückschrittlichen Dogmen werden weiterhin in ihren „Gotteshäusern“ und in dem zugehörigen Umfeld verbreitet. Sie unterhalten Bibliotheken, Buchverlage und Vertriebsorganisationen, TV und Radiosender, Netzaktivitäten Nachrichtenagenturen, in dem diese Inhalte verbreitet werden. In zahlreichen Fällen betreiben sie eigene Schulen und Kindergärten und versuchen auch in die staatlichen Schulen hinein zu wirken.

Die Ablehnung von Homosexualität ist bis auf den Mainstream der evangelischen Amtskirche allen anderen oben erwähnten Religionsgemeinschaften gemeinsam. Weder bei Muslimen, Katholiken, Orthodoxen oder jüdischen Gemeinschaften sind Frauen als Predigerinnen zugelassen. Auch die meisten Evangelikalen lehnen das Frauenordinariat aus dogmatischen Gründen der alten Bücher ab. Nicht nur mit dem kategorischen Anspruch auf ein vollständiges Abtreibungsverbot degradieren sie Frauen als Menschen zweiter Klasse.

Die in Bremen aktiven Gläubigen diverser Moscheegemeinden, die der Hamas, dem Iran, der Hisbollah oder den Muslimbrüdern nahestehen (davon gibt es mindestens sechs) mobilisieren für den Quds Tag zur Vernichtung Israels und verbreiten die gleichen Überzeugungen mit der im Iran oder Saudi Arabien Homosexuelle hingerichtet werden.

Den Evangelikalen, Orthodoxen und den Muslimen schwebt eine Gesetzgebung und gesamtgesellschaftliches Recht vor, das an den jeweiligen Normen ihrer Bücher (z.B. Scharia) orientiert ist und über den säkularen bürgerlichen Gesetzen stehen sollen. Wo immer möglich sind sie an entsprechenden Petitionen, Gesetzen und Volksabstimmungen in diesem Sinne beteiligt. Sie sind damit antidemokratisch und richten sich gegen grundlegende Menschenrechte.

Diese Grundüberzeugungen finden ihren Niederschlag in der Verbindung von einer großen Zahl der aktiven Gläubigen mit Populisten der politischen Rechten. Dies gilt auch für zugewanderte Religionsgemeinschaften. Orthodoxe Aktivisten für Putin oder muslimische aktive Gläubige für Erdogans AKP und die Grauen Wölfe, die Hamas oder das Mullah-Regime in Teheran. Auch die Begeisterung konservativer Katholiken (Tagespost, Forum deutscher Katholiken, kath.net) für Viktor Orban ist kein Zufall.

Das politische Fazit

„Aktive Gläubige“ aller Glaubensgemeinschaften zusammen machen einen verschwindend geringen Anteil an der Bevölkerung Bremens aus. Lediglich 4 Prozent der Bevölkerung sind in einer Glaubensgemeinschaft aktiv bzw. besuchen Gottesdienste oder vergleichbare Veranstaltungen. Das ist sehr wenig, wenn man dies mit dem medialen und auch dem im politischen Theater verbreiteten Einschätzungen zu den Religionsgemeinschaften vergleicht. Insbesondere die beiden Amtskirchen werden im Wesentlichen durch das hauptamtliche Personal zusammengehalten und die Mitglieder bespielt. Ohne die vom Staat und den Sozialkassen zu 99,9 Prozent finanzierten Wohlfahrtsverbände und die über 90 Prozent Karteileichen, hätten sie längst den Status einer Sekte.

Wer also annimmt, aktive Religionsgemeinschaften tragen zur Erhaltung des Zusammenhalts einer Gesellschaft, zum respektvollen Umgang der Menschen bei, ist auf dem Holzweg. Aktive Gläubige halten die jeweils andere Religion für schlecht und ihre eigene für den einzigen Weg zum jeweiligen Gott. Schlimmer als Andersgläubige sind nur noch Ungläubige. Auch die Proklamation des „interreligiösen Dialogs“ mutiert zur Farce, wenn aktive Gläubige mit den hiesigen evangelischen Pastor shake Hands machen und am nächsten Tag zur Quds Demo, für die Zerstörung Israels, fahren. In mehr als 12 Staaten steht auf Blasphemie und Abfall vom Glauben die Todesstrafe. Ihre Anhänger*innen sind auch in Bremen aktiv.

Da die Mehrheit der Mitglieder bzw. zugeordneten Anhänger in ihrer großen Mehrheit anders denken als die aktiven Gläubigen ist es auch vermessen die harten Kerne der Gläubigen, Kirchen- und Vereinsvorstände – zu Ansprechpartnern der für die gesamte vermutete Mitgliedschaft zu machen. Auch Edda Bosse, die Präsidentin der evangelischen Kirche in Bremen, ist eigentlich nur die Sprecherin einer kleinen Schar (0,9% der Bevölkerung) vorwiegend alter Leute.

Die weltanschauliche Kluft zwischen dem Mainstream der Gesellschaft, insbesondere den jüngeren und den“aktiven Gläubigen“ wird zunehmend größer.

Insbesondere das Altersgefälle ist auffallend. Allen Religionsgemeinschaften ist gemein, dass ihre aktiven Gläubigen ein hohes Lebensalter aufweisen. Je jünger die Menschen, desto weniger „aktive Religiöse“ befinden sich darunter.

Die gesellschaftliche Bedeutung der evangelischen und katholische Kirchen beziehen diese nicht aus der Kraft ihrer aktiven Mitglieder oder ihrer Mobilisierungsfähigkeit. Die Rolle der Kirchen wird wesentlich durch ihre mediale Aufwertung, vom „Wort zum Sonntag“ über die Besucher*innen des Papstes in den Nachrichtenmedien bis zur Berichterstattung in den Printmedien erzeugt. Ihre wirtschaftliche Macht verdanken sie dem gesetzlich normierten „Subsidaritätsprinzip“ und ihren vom Staat finanzierten 1,3 Millionen Arbeitsplätzen in den christlichen Wohlfahrtsverbänden und nicht zuletzt ihrer sehr erfolgreichen Lobbyarbeit in Parteien und staatlichen Bürokratien. Der Religionsunterricht in den staatlichen Schulen und die ebenfalls durch den Staat finanzierten religiösen Privatschulen und Kindergärten führen ihnen weitere Schäfchen zu.

Ohne die schützende und Geld gebende Hand des Staates hätten die einstigen Volkskirchen längst den Status von Sekten erreicht und würden sich von den anderen Religionsgemeinschaften nicht wesentlich unterscheiden.

Die Massenaustritte der letzten Jahre, der akute Priestermangel, vor allem in der katholischen Kirche und der einsetzende Verlust an Kirchensteuereinnahmen werden die Kirchenapparate massiv reduzieren. Die evangelische Kirche will bis 2030 etwa 30 Prozent der Ausgaben und damit auch des Personals streichen.

Anmerkungen und Quellen:

Aus diversen Befragungen, etwa den Zahlen der EKD bzw. der katholischen Bischofskonferenz über die Teilnahme an Gottesdiensten, Taufen und Trauungen, lassen sich Rückschlüsse auf die Größenordnungen der jeweiligen Gruppen ableiten. Diese Angaben dürften überhöht sein. Wir verwenden sie jedoch als Ansatz um die Zahl der „aktiven Gläubigen“ zubestimmen.

Als Beispiel sei die Angabe der deutschen katholischen Bischofskonferenz vom Juli 2021 genannt, die für die Bistümer Hildesheim (Bremen Nord) und Osnabrück (Bremen Stadt) eine Teilnahmequote der formellen Mitglieder an Gottesdiensten von 6 bzw. 7% angibt. Oder die Umfrage des PEW von 2019 die berichtet, dass bei der evangelischen bzw. katholischen Kirche ca. 20 bis 25% der Mitglieder die Absicht zu einem Kirchenaustritt bekundet haben.

Zudem gibt es bei kleineren Glaubensgemeinschaften und zumeist fundamentalistischeren Religionsauslegungen deutlich höhere Anteil von „aktiven Gläubigen“ und deutlich weniger „Karteileichen“.

Die verwendeten Quellen:

Statistisches Landesamt Bremen, https://www.statistik-bremen.de/tabellen/kleinraum/ortsteilatlas/atlas.html

EKD vom Juli 2021

Deutsche Bischofskonferenz Juli 2021

Fowid https://fowid.de/meldung/religionszugehoerigkeiten-2020

PEW 2/2019 Research Center

Fowid, muslimisches Leben in Deutschland https://fowid.de/meldung/religionszugehoerigkeiten-2020

Kirchenaustritt.de

Handbuch der Religionsgemeinschaften in Bremen, Edition Temmen 2003

Alle für die Stadt Bremen verwendeten Zahlen beziehen zumeist auf den Stichtag 31.12.2020.)

Die Evangelische Kirche in Bremen (BEK)

Die Evangelische Kirche in Deutschland gibt die Mitgliederzahl der BEK mit 176.040 an. Davon sind etwa 11.000 aus dem Umland oder Bremerhaven. Somit verbleiben etwa 165.000 Mitglieder in der Stadt Bremen. Dies entspricht ca. 29,2% der Einwohner*innen.

Regelmäßige Gottesdienstbesucher*innen und „aktive Gläubige“ in den Gemeinden sind etwa 5.000 Menschen. Dies entspricht ca. 3% der Kirchenmitglieder und etwa 0,9% der Gesamtbevölkerung. Als „passive Gläubige“ können etwa 50 000 Menschen gezählt werden. Ca. 55.000 Menschen innerhalb der evangelischen Kirche sind nicht gläubig, Agnostiker oder Atheisten bzw. stehen Religion und Kirche völlig indifferent gegenüber. Etwa 40.000 Menschen tragen sich mit Austrittsgedanken.

Die Relationen in der evangelischen Kirche in Bremen und deren inneren Verhältnisse sind hier dargestellt.

Anteil innerhalb der BEK Anteil Bevölkerung

Gesamtmitglieder ca. 165 000 29,2

aktive Religiöse 5 000 3% 0,9

passive Religiöse 50 000 30% 9

christlich Sozialisierte 55 000 33% 10

Agnostiker /Indifferente 55 000 33% 10

Daraus folgt, dass etwa ein Drittel der formellen Mitglieder keinen Bezug zu Glauben bzw. kirchlichen Einrichtungen haben. Ein weiteres Drittel (etwa 10% der Gesamtbevölkerung) ist gläubig und hat einen positiven Bezug zur Evangelischen Kirche und fühlt sich zugehörig. Damit ist aber im Umkehrschluss nicht verbunden, dass die Evangelische Kirche die Menschen mit ihren politisch / religiösen Themen erreicht.

Die katholische Kirche in Bremen

Die deutsche Bischofskonferenz gibt die Mitgliederzahl im Lande Bremen mit 64.874 an. Davon leben 43.700 in der Stadt Bremen, südlich der Lesum und etwa 9300 in Bremen Nord. Dies entspricht etwa 53.000 Mitgliedern oder etwa 9,4 % der Gesamtbevölkerung. Etwas über 20% der staatlich erfassten Mitglieder haben keinen deutschen Pass. Die Kirche profitiert von der Zuwanderung aus katholisch geprägten Ländern.

Nach Angaben der Bischofskonferenz sind etwa 6% Gottesdienstbesucher*innen, „aktive Gläubige“, was etwa 3.200 Menschen oder einem Anteil von 0,55% der Gesamtbevölkerung entspricht. Etwa 16.000 formelle Mitglieder (25%) tragen sich mit Austrittsgedanken. Auch in der katholischen Kirche gibt es eine deutliche Mehrheit von „christlich Sozialisierten“, die keinen realen Bezug zu katholischen Kirche haben.

Muslime

Nach Schätzungen der Senatsverwaltung leben im Lande Bremen ca. 60.000 Muslime. Davon ca. 11.000 in Bremerhaven. Die etwa 50.000 Muslime in der Stadt Bremen teilen sich in verschiedene Glaubensrichtungen, Sunniten, Schiiten, Aleviten und kleinere andere Gruppen. Zudem gibt es eine starke Differenzierung nach Sprachgruppen und Herkunftsländern. Allein die 17 sunnitischen türkischsprachigen Moscheegemeinden sind auf vier religiöse bzw. politische Strömungen verteilt. Insgesamt gibt es 34 muslimische Moscheegemeinden in Bremen.

Die Aleviten, mit etwa 700 000 Zugehörigen in Deutschland, sehen sich selbst überwiegend nicht als Muslime, sind jedoch in der offiziellen Schätzung als solche mitgezählt.

Von den 50 000 Menschen muslimischer Herkunft gelten etwa 10 bis12 000 als „aktive Gläubige“. Etwas geringer ist die Zahl der in Moscheevereinen (Vereine nach bürgerlichem Recht) organisierten Menschen (10.000) Etwa 15.000 Menschen muslimischer Herkunft (30 %) gelten als Atheisten bzw. Agnostiker oder religiös Indifferente.

In verschiedenen Umfragen gaben zwischen 35 und 49% der Befragten muslimischer Herkunft an, niemals in eine Moschee zu gehen.

Bereinigt man die Zahl der Menschen muslimischer Herkunft von 50 000 um die Zahl der Agnostiker etc. von 15.000 ergibt sich eine Zahl von ca. 35.000 Menschen, die vergleichbar mit den nach statistischer Zugehörigkeit christlicher Kirchen ist. Dies würde etwa 6,2% der Gesamtbevölkerung entsprechen. Dabei ist festzustellen dass der Anteil der „aktiven Religiösen“ innerhalb der Gruppe der Muslime mit 20 bis 25% (2% der Gesamtbevölkerung) wesentlich höher ist als bei den christlichen Großkirchen.

Evangelikale

Evangelikale sind eine Strömung innerhalb der evangelischen Glaubensgemeinschaft, die eine besonders wortnahe Bibelauslegung predigen. Evangelikale Kirchen sind überwiegend im Netzwerk der „Evangelischen Allianz“ organisiert. In Bremen gehören 35 Kirchen zum evangelikalen Netzwerk der Allianz.

Etwa die Hälfte der „aktiv Gläubigen“ Mitglieder der Evangelikalen entfallen auf Kirchengemeinden und Werke innerhalb der Evangelischen Amtskirche (BEK), die anderen sind in sogenannten Freikirchen, die sich verschiedenen Glaubensrichtungen zuordnen wie der Pfingstbewegung oder den Baptisten, organisiert.

Innerhalb der BEK sind formell etwa 12.0000 Menschen in den acht evangelikalen Gemeinden organisiert. Davon etwa 1.500 aktive Gläubige (0,26 % der Bevölkerung). Die aktiven Evangelikalen machen über 20% der aktiven Gläubigen innerhalb der BEK aus.

In den evangelikalen Freikirchen sind formell etwa 6.000 Menschen organisiert, davon ca. 1.500 aktive Gläubige (0,26 % der Bevölkerung).

Orthodoxe Christen

Die Orthodoxen Kirchen sind nach Gemeinden ihrer Herkunftsländer organisiert. Diese sind im hauptsächlichen Russland, die Ukraine, Serbien, Griechenland, Armenien und Syrien.

Es existieren in Bremen 7 orthodoxe Kirchengemeinden. Die geschätzte Zahl der Zugehörigen nach Herkunftsland liegt bei ca. 6.000 Menschen (1% der Bevölkerung). Die Zahl der aktiven Gläubigen dürfte die 600 nur knapp überschreiten. Auch hier werden die offiziellen Schätzungen nach dem Herkunftsland vorgenommen.

Formelle Mitgliedschaften

Die Mehrheit der Menschen in Bremen (50 bis 51 Prozent) gehört keiner Religionsgemeinschaft an bzw. rechnet sich keiner Religionsgemeinschaft zu. Etwa 70 bis 80 Prozent der nach Herkunftsland Zugeordneten oder bei der evangelischen und katholischen Kirche formell Organisierten haben mit „ihren“ Religionsgemeinschaften keinen Kontakt bzw. nehmen nicht an Gottesdiensten teil und sind in Teilen nicht mehr gläubig. Nur ca. 15 Prozent der Bevölkerung sind gläubig in dem Sinne, dass sie von einer Schöpfung und der Existenz eines Gottes ausgehen. Gerade einmal 4 Prozent der Bevölkerung, etwa 23 000 Personen, sind aktive Gläubige, die sowohl gläubig sind, als auch regelmäßig an den Gottesdiensten und Veranstaltungen ihrer Religionsgemeinschaft teilnehmen. Diese Personengruppe ist stark überaltert. Die Gläubigen verteilen sich nach Schätzungen, gestützt auf das 2003 erschienene Handbuch der Religionsgemeinschaften in Bremen, auf über 200 unterschiedliche Glaubensrichtungen, von Bahai bis zur evangelischen Kirche.

Anteile „Aktive Gläubige“ an der Gesamtbevölkerung

Evangelische Kirche ca. 5000 0,9% (davon von 1500 = 0,26 Evangelikale)

Katholische Kirche ca. 3200 0,55%

Muslime ca. 10 bis 12 000 2%

Evangelikale ca. 1500 0,26% (Evangelikale in Freikirchen)

Orthodoxe ca. 600 0,1%

Andere ca. 2000 0,3%

Summe „aktive Gläubige“, etwa 23 000 4 Prozent der Bevölkerung

Etwa die Hälfte der „aktiven Gläubigen“ sind Muslime. Die aktiven Gläubigen von evangelischer und katholischer Kirche machen gerade einmal 1,5 Prozent der Bevölkerung aus und stellen unter den „aktiven Gläubigen“ eine Minderheit dar.