Die Mehrheit der Republikaner im US Repräsentantenhaus nach den Wahlen am 8. November ist auch ein Sieg der evangelikalen und katholischen Kampagnen gegen das Recht auf Abtreibung in den USA. Beide Religionsrichtungen haben gemäß ihres ideologischen Weltbildes sehr stark für das „Recht auf Leben“ mobilisiert.
Die Mehrheit der Republikaner wird verhindern, dass die von der Biden Regierung angekündigte Gesetzesvorhaben, das Recht auf Abtreibung in allen Bundesstaaten zu gewährleisten erst einmal nicht umsetzbar ist.
Die Evangelikalen als Verbündete von Trump und den konservativen Republikanern braucht nicht noch einmal besonders thematisiert werden. In den letzten Monaten haben aber auch die katholischen Bischöfe und die katholische Lebensrechtsbewegung, vor allem im Hinblick auf die Wahlen im November ihre konservative Anhängerschaft zur richtigen Stimmabgabe aufgefordert.
Anfang Oktober veröffentlichte die Seite der US-Bischofskonferenz einen Aufruf des Vorsitzenden des Komitees für Lebensschutzaktivitäten der Bischofskonferenz, Erzbischof William E. Lori, in dem er die Katholiken aufrief in Amerika eine „Kultur des Lebens und eine Zivilisation der Liebe in Amerika“ aufzubauen. Er begrüßte das Urteil des US-Supreme Courts, die Entscheidung „Roes v. Wade“ aus dem Jahre 1973 aufzuheben und die Entscheidung über das Recht auf Abtreibung den einzelnen US Staaten zu überlassen. Die Rücknahme des Urteils „Roe v. Wade“ sei ein „Sieg für die Gerechtigkeit, die Rechtsstaatlichkeit und die Selbstverwaltung“ und er rief diejenigen, die dafür gebetet haben auf „unsere Bemühungen um den Aufbau einer Kultur des Lebens und einer Zivilisation der Liebe zu erneuern und neu auszurichten“. In der bereits angebrochenen „Post-Roe-Welt“ müssten „Katholiken nun gemeinsam auf einen weiteren, noch tieferen Paradigmenwechsel hinarbeiten“. Lori ist inzwischen zum stellvertretenden Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz gewählt worden.
„USA: 2 Millionen Dollar für die Mobilisierung katholischer Wähler“
So titelte die konservative katholische „Tagespost“ Anfang November, und berichtete, dass die Organisation „CatholicVote“ praktizierende Katholiken zu den Urnen bringen wollte.
Mit Werbespots in Fernsehen und Radio wollte die katholische Organisation ein Million katholische Wähler vor allem in den umkämpften Staaten zur Wahlurne und zur richtigen Stimmabgabe gegen die Demokraten bewegen.
Auch die bekannte Benediktinerin „Mutter Miriam“ mochte laut kath.net, dem erzkonservativen deutschsprachigen Nachrichtenportal, bei der Wahlkampagne für bibeltreue Republikaner nicht abseits stehen. Kurz vor der Wahl bezeichnete sie die Demokratische Partei als Partei des Todes. Ihr Aufruf wurde über Sozial Media verbreitet.
Es scheint somit eine heftige Mobilisierung aus der katholischen Kirche in den USA für die rechten Republikaner gegeben zu haben. Ihr Ziel, die Verhinderung einer landesweiten Gesetzgebung für das Recht auf Abtreibung haben sie erreicht. Somit zieht sich eine weitere Welle von Abtreibungsverboten und Einschränkungen vor allem durch die Staaten des „Bibel-Belt“. Bisher haben 11 Staaten Abtreibungen verboten, 11 weitere erheblich erschwert und in weiteren Staaten sind entsprechende Gesetze in Arbeit bzw. im Gesetzgebungsprozess.
Die katholische Bewegung setzt für die Zukunft große Hoffnung in den erzkonservativen Ron Desantis, dem wiedergewählten Gouverneur von Florida und möglichen Präsidentschaftskandidaten. Er sei ein echter Katholik, der für die Werte der Bibel stehe. Auch durch die Wiederwahl von 13 Gouverneuren, die harte Abtreibungsverbotsregelungen unterzeichnet haben, sehen sie sich bestätigt.
Die enge Verbindung von katholischen Bischöfen und bibeltreuen Aktivisten, Lebensrechtsbewegungen für Abtreibungsverbote und Queerfeinden mit rechtskonservativen und faschistoiden Parteien scheint immer mehr ein Modell zur Gewinnung von Mehrheiten zu sein. In Italien hat dieses Bündnis die Parlamentsmehrheit gewonnen. Die ideologische Agenda des Vatikans kann so besser umgesetzt werden.
Die beste Weise dieser reaktionären Wende zu begegnen ist die Zurückdrängung des Einflusses nicht nur der katholischen Kirche, sondern aller Religionsgemeinschaften.