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Bremen: Mehr Muslime als Katholiken

In der Stadt Bremen ist die Zahl der aktiven/praktizierenden Muslime inzwischen deutlich höher als die entsprechende Gruppe in der katholischen Kirche.

Bremen ist seit der Reformation noch nie eine Hochburg des Katholizismus gewesen. Maximal 11 Prozent der Einwohner gehörten noch vor 10 Jahren formell der katholischen Kirche an. Dies entsprach ca. 60 000 Personen. Inzwischen ist die Zahl der formellen Mitglieder der katholischen Kirche auf knapp 51 000 gesunken. Lange Zeit haben sich die Mitgliederzahlen in den katholischen Gemeinden stabiler entwickelt als die der evangelischen Kirche. Dies war vor allem der Zuwanderung aus katholisch geprägten Ländern wie Polen, Kroatien, Italien usw. zu verdanken. Fast ein Viertel der aktuell gezählten Mitglieder hat eine migrantische Herkunft. Der Anteil der formellen Mitglieder der katholischen Kirche liegt bei ca. 9 Prozent der Gesamtbevölkerung Bremens.

Die katholische Kirche verfügt in der Stadt Bremen über 7 Kirchengemeinden, 2 in Bremen Nord, die zum Bistum Hildesheim gehören und 5 in Bremen, südlich der Lesum, die zum Bistum Osnabrück gehören. Der Pfarrermangel macht sich auch hier bemerkbar, Ein Pastoralteam leitet die beiden Pfarrgemeinden in Bremen Nord in Personalunion. In vielen Gemeinden werden Gremien zusammengelegt, da sich keine Aktiven für die Besetzung der ehrenamtlichen Positionen finden.

Wirklich relevant sind jedoch die von der katholischen Kirche tatsächlich erreichten Menschen, die Gottesdienste besuchen, an Prozessionen teilnehmen oder in verschiedene Gruppenangebote eingebunden sind und sich an katholischen Positionen orientieren. Und da wird es eng für die katholische Kirche. Noch vor fünf Jahren gab die katholische Bischofskonferenz eine Beteiligung von fast 10 Prozent der Mitgliedschaft an Gottesdiensten bekannt. Diese Zahl ist aktuell, 2021, auf 3,8 Prozent gesunken, die Zahl der Austritte liegt inzwischen bei stabil ca. 1000 pro Jahr.

Somit dürfte die Zahl der aktiven praktizierenden Katholiken in Bremen bei knapp über 2000 Personen liegen. Gemessen an der Einwohnerzahl Bremens von 563 000 zum Jahresende 2021 macht diese kleine Schar 0,38 bis 0,4 Prozent der Bevölkerung aus. Sich an den Wertekanon der katholischen Kirche orientierende Menschen machen weitere 40 Prozent der Mitglieder aus. Beide Gruppen lassen sich unter den Begriff konfessionsgebundene Katholiken fassen.

Der Staat verfügt, anders als bei den beiden deutschen Amtskirchen, über keine statistisch fundierten Zahlen der Einwohnermeldeämter über die Zahl der Muslime. Die Schätzung beruht auf Angaben zu den Herkunftsländern, deren Bevölkerung überwiegend dem muslimischen Glauben angehört.

Die so ermittelten Schätzungen geben für Bremen etwa 55 000 Menschen an, die im weiteren Sinne diesem muslimisch geprägten Kulturkreis entstammen. Dabei wird allerdings nicht berücksichtigt, dass aus diesen Ländern auch Angehörige von religiösen Minderheiten und Konfessionsfreie eingewandert sind.

Die Moscheegemeinden haben als rechtlichen Rahmen jeweils einen Verein nach dem bürgerlichen Recht. Ca. 20 Prozent der geschätzten Muslime, also ungefähr 10 bis 12 tausend Personen bzw. Familien gehören einem dieser Vereine an.

Die muslimischen Gemeinden eine wesentlich höhere Teilnahme an Gottesdiensten und Aktivitäten der Gemeinden auf als die Amtskirchen. Schätzungen von Forschungseinrichtungen, wie Fowid und die Studie „Muslimisches Leben in Deutschland 2020“ gehen von einem Anteil bei aktiven/praktizierenden Gläubigen von ca. 30 Prozent aus. Dies schließt einen regelmäßigen

Moscheebesuch ein. Dies entspricht für Bremen etwa 14 bis 17 tausend Menschen.

Etwa 2,8 bis 3 Prozent der Gesamtbevölkerung gehören dieser Gruppe an.

Darüber hinaus gibt es Menschen die sich der muslimischen Religion verbunden fühlt, gelegentlich zu Hause betet und religiöse Vorschriften, wie Fasten im Ramadan, im täglichen Leben praktizieren. Diese Gruppe macht etwa 40 Prozent der Menschen mit muslimischer Sozialisation aus.

Somit sind etwa 60 bis 70 Prozent der dem muslimischen Glauben zugeordneten Menschen als konfessionsgebunden Muslime zu betrachten.

In Bremen gibt es 34 muslimische Moscheen, die öffentlich auftreten, eigene „Social Media“ Auftritte haben oder einem Dachverband angehören. Darüber hinaus existieren zahlreiche informelle Gebets-, beziehungsweise Gesprächskreise und Treffpunkte. Informelle Treffpunkte existieren insbesondere bei kleineren Zuwanderergruppen muslimischen Glaubens bzw. speziellen Glaubens-, und politischen Richtungen. Teilweise nutzen diese informellen Gruppen auch bestimmte existierende Moscheen größerer Sprachgruppen. So sind zum Beispiel die AnhängerInnen der afghanischen Taliban, der tschetschenischen Islamisten und der marokkanischen, syrischen und ägyptischen Muslimbrüder, der libanesischen Hisbollah oder der Hamas ( Muslimbrüder in Palästina) informell organisiert und in bestimmten Moscheen anzutreffen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Zahl der Muslime in der Stadt Bremen die der Katholiken bereits übertroffen hat. Insbesondere die Gruppe der aktiven und konfessionsgebundene Menschen muslimischen Glaubens ist deutlich größer als der entsprechende Anteil bei den Katholiken.

In der Tendenz schrumpft die Anhängerschaft der katholischen Kirche deutlich schneller als die der Muslime. Aber auch bei Menschen muslimischer Herkunft sind Absetzbewegungen und Säkularisierungsprozesse festzustellen. Der Anteil der bewusst nichtreligiösen Säkularen hat sich in den letzten 20 Jahren auf nunmehr fast 20 Prozent verdoppelt, auch der Anteil der regelmäßigen Moscheebesucher sinkt kontinuierlich. Zwischen 30 und 40 Prozent der Menschen mit muslimischer Sozialisation gehen nie in eine Moschee.