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Kirche, anmaßend und weltfremd

In der Vahr wird es auf der Rennbahn am Karfreitag ein letztes Mal ein Pferderennen geben. Das ist gut so; Schluss mit dieser Tierschinderei.

Die evangelische Kirche in Bremen sieht jetzt einen anderen Grund zur Intervention. Die „seelische Erhebung“ der Gläubigen in Bremen sei in Gefahr. Schließlich würden die Gläubigen am Nachmittag des Karfreitag dem „Kreuztod Jesu“ gedenken, so die Kirchenleitung um Edda Bosse und Bernd Kuschnerus.

Ja es gibt ein Gesetz, dass zu stillen „Feiertagen“ den ungestörten Gottesdienste gewährleisten soll. Diese Gesetzgebung stammt aus Zeiten, als noch 95 Prozent der Bremer*innen einer der beiden Amtskirchen angehörten. Formell sind noch allenfalls 38 Prozent (Ende 2020, bis heute deutlich weniger) der Bremer*innen formelles Mitglied einer Kirche, faktisch sind jedoch nur maximal 4 Prozent dieser Menschen aktive Gläubige, der Rest des Mitgliederbestandes besteht aus „Karteileichen“, die den Karfreitag allenfalls als arbeitsfreien Tag genießen. Und außerdem; wer den Nachmittag auf der Rennbahn verbringt, wird nicht gleichzeitig vor einer Kirche störend herumgröhlen.

Edda Bosse und Bernd Kuschnerus möchten also die vermeintlichen Bedürfnisse von 1,5 Prozent der Menschen (aktive Gläubige) in Bremen zur Norm für die Bremer Bevölkerung erklären. Das entspricht in hohem Maße einer absoluten Realitätsverweigerung und einem Anflug von Größenwahn mit diktatorischen Ambitionen. Ähnlichen Ansinnen propagieren Islamisten, die die Anwendung der Scharia als Grundlage aller Gesetzgebung fordern.

Die Tage des Galopprennens sind in Bremen gezählt, die Zeit der Volkskirchen neigt sich auch dem Ende zu. Die evangelische Kirche ist auf dem geraden Weg zu einer bedeutungslosen Sekte.

Der Brief der Kirchenleitung an den Bremer Senat, er möge das Pferderennen an Karfreitag verhindern, mutet an wie der Ruf nach dem spielende Orchester auf der untergehenden Titanic.