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Vernetzung am rechten Rand

Vom 6. bis 8. März fand in Karlsruhe der Kongress Christlicher Führungskräfte statt. Nach Eigenangabe sollen ca. 2800 Personen an dieser Tagung, die vom „Zentralorgan“ der Evangelikalen im deutschsprachigen Raum „IDEA“ organisiert wurde, teilgenommen haben.

Bei dieser, alle zwei Jahre stattfindenden Tagung gab es zahlreiche Veranstaltungen und Gesprächskreise, die von Lobpreisungen und Gottesdiensten unterbrochen wurden. Zentrale Themen waren laut Veranstalter und evangelikaler Berichterstattung in „IDEA“ und „Pro“ das ethische Verhalten von Christen in Leitungspositionen und christlich agierenden Unternehmen. Ein Blick auf die Liste der ReferentInnen zeigte, dass vor allem GründerInnen von Kleinunternehmen und das breite Spektrum von Missionswerken anwesend waren. Aber auch einige Personen des leitenden Personals von MAN, Daimler, den christlichen Medien und zahlreicher evangelikaler Werke und Missionsprojekte wie OM oder die Arche gaben sich ein Stelldichein.

Diese Kongresse dienen der Vernetzung und Sponsorensuche der zahlreichen evangelikalen Projekte, die auf Sponsoring und Spenden von Gutverdienenden oder deren finanzstarken Unternehmen angewiesen sind, um die Verbreitung evangelikaler Ideologie zu finanzieren. 200 solcher Missionswerke waren mit Ständen vertreten.

Der dreitätige Kongress sparte natürlich politische Themen und Signale nicht aus. Ein Einleitungsreferat des katholischen Theologen Johannes Hartl thematisierte die Rolle der Arbeit in der Gesellschaft. Ganz im Konsenz mit der Neurechten Wende sprach sich Hartl gegen eine „überbordende“ „Work-Life-Balance“ aus und forderte, in der Gesellschaft zu einer gesunden Leistungsorientierung zu kommen. Dazu zählt nach Härtl mehr Mut für unternehmerisches Engagement. In seinen Thesen plädierte er dafür, Menschen nicht zu Empfängern von Wohltaten zu degradieren. Ein christliches Stichwort für die Reduzierungen im Bürgergeld und Sozialleistungskürzungen, die in anderer Wortwahl auch von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, dem erzreaktionären Verband der Familienunternehmen, der AFD oder von Lindners FDP kommen.

In die gegenwärtige Debatte um Aufrüstung passt auch der Auftritt des NATO Kommandeurs Ruprecht Horst von Butler, der auf dem Kongress für Militär und Hochrüstung geworben hat.

Auch der Leiter des Politikressorts des rechten Nachrichtenportals NIUS, Ralf Schuler, nahm zwei Mal als Teilnehmer von Podiumsdebatten am Kongress teil. In einem Einleitungsstatement kritisierte er „die Ausgrenzung bestimmter Meinungen und der AfD im Bundestag“. Hier plädierte auch der Chef der Meinungsforschungsinstituts INSA, Hermann Binkert für Kooperationen mit der AfD.

In einer zweiten Debatte warf Schuler den Leitmedien eine Linkslastigkeit vor. Dementsprechend müsse der „Rechtsaussensender“ NIUS aus seiner Sicht ein wichtiger Player der Medienlandschaft werden.

Der Kongress spiegelte also in der Gestaltung der Diskussionsforen und Referenten den Versuch, die von Schuler formulierte „Mehrheit rechts der Mitte“ auf politischer Ebene zum Tragen zu bringen.

Unter den zahlreichen Referenten befanden sich auch zwei Abgeordnete der CDU und ein Landtagsabgeordneter der FDP. Ferner der Tübinger Bürgermeister Boris Palmer und der schon erwähnte Hermann Binkert. Aber natürlich gab es auch Obskures im Programm, eine Traumtherapeutin, @TraumtherapietrifftBibel, lud zum Vortrag.

Diese Kongresse Christlicher Führungskräfte sind Mosaiksteine der Vernetzung des rechtskonservativen Evangelikalen Spektrums untereinander, aber auch mit ihren rechten und konservativen Verbündeten in der Politik.