Der Bremer Ex. Bürgermeister Henning Scherf galt in Bremen vielen Menschen, als der, der alle in die Arme nimmt. Weniger bekannt sind Scherfs Vorliebe für die Förderung des evangelischen Christentums. Scherf selbst war Stipendiat des evangelischen Studienwerks Willigst. Das Studienwerk hat bisher 6000 Studierende gefördert, von denen auch gesellschaftliches Engagement, am liebsten im kirchlichen Umfeld erwartet wird.
In den Jahren 2007 bis 2011 war Scherf Kuratoriumsvorsitzender von Willigst.
Es war bisher eher eine Randnotiz, dass er in einer evangelikalen Kirchengemeinde Kindern aus der Bibel vorlas. Jetzt stellte sich heraus, dass er während seiner Zeit als Sozialsenator einer evangelikalen Baptistengemeinde eine städtische Seniorenwohnanlage mit heute 38 Wohnungen, das heutige St. Catharinenstift in Schwachhausen für eine (1,-) DM durch die Stadt verkaufte. Verschenken wäre bei dieser Kaufsumme der passende Begriff.
Idea, das evangelikale „Zentralorgan“ berichtete am 11. August von der engen Verbundenheit Scherfs mit dem damaligen Verantwortlichen der Baptisten, Eckhard Schaefer, den er auf einem Straßenfest der evangelikalen Baptistengemeinde kennengelernt hatte. Zitat Idea: „Scherf bekannte, dass er seitdem mit Schaefer eng verbunden gewesen sei.“
In Scherfs Zeit als Sozialsenator fiel auch die Expansionsphase der evangelischen Kindergärten in Bremen. Etliche von Willigst geförderte Stipendiaten fanden ihren Weg in die Spitzen der Bremer Verwaltung. Die enge Abstimmung zwischen Stadtverwaltung und evangelischer Kirche in der Regierungszeit Scherf drückte sich auch darin aus, dass Leitungspersonal aus dem Jugendamt und Amt für Soziale Dienste gleichzeitig in den ständigen Ausschüssen der evangelischen Landeskirche, der Leitungsebene, ehrenamtlich tätig war. In der Obdachlosenhilfe, der Jugendarbeit und den Kindergärten hat das evangelische Wohlfahrtswesen in Bremen eine fast Monopolstellung bzw. mit deutlichem Abstand die größten freien Träger. Die evangelikale evangelische Bekenntnisschule wuchs unter Bürgermeister und zwischenzeitlichem Bildungssenator Scherf beachtlich. Sicherlich nur ein „Zufall“, den Scherf, als Christenmensch nicht verhindert hat.
Auch der evangelische Kirchentag 2009 in Bremen war das Werk des gottgläubigen Scherf, so berichtet die evangelische Landeskirche in Hannover. Insgesamt 7,5 Millionen Euro wurden aus der Kasse des total überschuldeten Landes für dieses religiöse Event ausgegeben.
Auch beim evangelikalen Christival 2008 in Bremen hatte Scherf seine Hände im Spiel. Er gehörte neben zahlreichen evangelikalen Größen des Landes dem Kuratorium an. Umstrittener Stargast des Christival in Bremen war Roland Werner, der den Teilnehmenden erklärte, wie er sich selbst mit Gottes Hilfe und Gebeten von der Homosexualität kuriert hat und dies zur Nachahmung empfahl. Dies schien Scherf nicht zu stören.
In den Jahren 1999 bis 2003, Scherf war Bürgermeister, wurden zwei große Bremer Wohnungsbaugesellschaften mit mit insgesamt 11 000 Wohnungen, die „Bremische“ und die „Beamtenbau“ an den „Selfmadespekulanten“ Kay Ehlerding verkauft. Scherf posierte oft mit dem damaligen Milliardär für die Titelseiten der örtlichen Presse. Die damaligen Verkaufspreise sind gemessen am heutigen Wert von ca. 2,5 Milliarden Euro ein Treppenwitz. Auch die Stadtwerke und andere Versorgungsbetriebe wurden versilbert. Kay Ehlerding ist Pleite, die Wohnung sind bei der Vonovia gelandet und die Mieter*innen müssen zahlen und die Privatisierung durch mangelnde Instandhaltung ausbaden. Die Stadtwerke überweisen ihre erheblichen Gewinne nicht mehr an den Bremer Finanzsenator. Die neoliberalen Vordenker und Protagonisten, wie die Chikago Boys, Maggie Thatcher und Christian Lindner würden sich ob dieses Privatisierungswahns zum stehenden Applaus erheben.
Die heutigen politisch Verantwortlichen raufen sich ob dieser Fehlentscheidungen die Haare.
Christenmensch Scherf schreibt derweil Bücher, die überwiegend im erzkatholischen Herder Verlag erscheinen. Leider nicht zum Thema – Wie in meiner Zeit im Bremer Senat einige Kleinigkeiten an Evangelikale verschenkt wurden, wie ich die Kirchen förderte und dazu beitrug das Tafelsilber Bremens zu verschleudern.
Niemand soll sagen; Scherf sei ausschließlich religiösen Christen zugeneigt.
Auf dem unteren Bild nimmt er zwei Vorstandsmitglieder der ATIB Moschee aus dem Marßeler Feld in den Arm. ATIB ist der religiöse Zweig der Grauen Wölfe in Europa, einer faschistisch türkisch nationalistischen Bewegung. Ihr Ableger in der Türkei, die MHP ist Teil der Regierungskoalition von Erdogan.