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Wer aus der Kirche austritt, tut Gutes für die öffentlichen Haushalte !

Die Massenaustritte aus den beiden großen Kirchen bewegen die Kommentarspalten der Medien und auch Reden von manchen Politiker:innen. Im Einklang wird behauptet, Kirchenaustritte und die damit verbundenen Ausfälle bei der Kirchensteuer führten zum Zusammenbruch der sozialen Einrichtungen, die von den Kirchen betrieben werden. Damit drohe dem „Zusammenhalt“ der Gesellschaft großer Schaden. Indirekt wird damit dazu aufgerufen, nicht aus den Kirchen auszutreten.

Das Gegenteil dieser These ist richtig.

Kirchenaustritte nutzen dem Staat bei der Finanzierung sozialer Einrichtungen. Wer aus der Kirche austritt und keine Kirchensteuer mehr zahlt, stärkt die Finanzkraft der Stadt Bremen. Diese Berechnungen basieren auf einer Veröffentlichung im HPD vom August 2023 und sind auf die Stadt Bremen berechnet. https://hpd.de/artikel/maer-sozialen-kahlschlag-durch-kirchenaustritte-21489

Beispiel 1: In Bremen werden durch die Unternehmen und das Finanzamt seit Jahren zwischen 60 und 62 Millionen Euro Kirchensteuer für die evangelische Kirche eingezogen. Als Gegenleistung zahlt die Kirche an den Staat 2,5 Millionen Euro für diese „Verwaltungsaufgabe“.

Die tatsächlichen Kosten der Mitgliederverwaltung durch Melde-, und Standesämter und des Inkasso durch die Finanzämter dürften ca. 10 Prozent des Kirchensteueraufkommens verschlingen. Die tatsächlichen Kosten liegen also bei ca. 6 Millionen Euro. Würde sich die Zahl der evangelischen Kirchensteuerzahler:innen von jetzt 154 000 halbieren, würde die Stadt ca. 2 Millionen Euro einsparen.

Beispiel 2: Kirchensteuer kann von der Einkommenssteuer im Lohnsteuerjahresausgleich als Ausgabe geltend gemacht werden. Durchschnittlich werden ca. 30 Prozent der an die Kirchen gezahlten Beträge vom Staat erstattet. Bezogen auf die 60 Millionen Euro der in Bremen gezahlten evangelischen Kirchensteuer werden folglich ca. 18 Millionen von der Stadt an die zahlenden Kirchenmitglieder zurück überwiesen. Oder andersherum; 18 Millionen Euro fließen aus den allgemeinen Steuermitteln aller BürgerInnen, also auch der Religionsfreien und Muslime an die Kirchen.

Würde sich die Summe der gezahlten evangelischen Kirchensteuern in Bremen auf die Hälfte reduzieren, so hätte die Stadt Bremen einen Steuervorteil von ca.6 Millionen Euro (42 Prozent sind Bundessteuern)

Beispiel 3: Kirchen zahlen für ihre Grundstücke und Bauten keine Grundsteuer. Sind die Kirchen also im Rahmen ihrer Mitgliederverluste gezwungen, sich von einem großen Teil ihres riesigen Immobilienbesitzes zu trennen, werden diese anschließend zu einer Ertragsquelle für die Stadt Bremen.

Eine Reduzierung der Kirchenmitglieder und eine entsprechende Halbierung des Kirchensteueraufkommens, allein bei der Evangelischen Kirche, hätte für die Stadt einen finanziellen Vorteil von ca. 9 bis 11 Millionen Euro. Entsprechende Werte bei der katholischen Kirche, mit 48 000 Mitgliedern, mitgerechnet, würden einen finanziellen Vorteil für Stadt und Land Bremen von 13 bis 15 Millionen Euro ergeben.

Der Beitrag der Kirchen zu sozialen Einrichtungen ist minimal. Eine vom Forum Säkulares Bremen für das Haushaltsjahr 2019 der evangelischen Kirche erstellte Untersuchung kam zu dem Schluss, dass nur 0,2 Prozent der Kirchensteuer (500.000 Euro) in sozialen Einrichtungen der Kirchen ankommen. Link http://www.forumsaekularesbremen.de/2019/11/26/woher-kommt-das-geld-fuer-kirchliche-einrichtungen/#more-369

Auch der Beitrag der evangelischen Kirche zu den 60 evangelischen Kindergärten ist kein Grund für den Verbleib in der Kirche. Die öffentlich verfügbaren Daten aus dem Haushalt 2019 und dem Haushaltsplan 2022 der Bremischen Evangelischen Kirche weisen Beträge von 6,6 bzw. 5,9 Millionen Euro als Zuschuss der Kirche aus. Die Kosten von ca. 70 Millionen für die evangelischen Kindergärten werden also zu mehr als 92 Prozent vom Staat getragen. Dafür wird in diesen Kindergärten auch missioniert, aus der Kinderbibel vorgelesen und Gottesdienstbesuche sind obligatorisch.

Die Gefährdung der sozialen Einrichtungen durch massenhafte Kirchenaustritte ist unbegründete Angst oder aus kirchlichen Werbetexten. Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie werden aus Mittel der Sozialkassen bzw. Steuermitteln des Staates finanziert.

Die Zahl der angebotenen Austrittstermine, bei denen persönliches Erscheinen nach dem geltenden Gesetz vorgeschrieben ist, reicht nicht aus, um die Zahl der Austrittswilligen bearbeiten zu können. Kirchenaustritt muss deshalb elektronisch oder per Einschreiben möglich werden.

Wie geht der Kirchaustritt in Bremen ? https://religionsfreiinbremen.de/kirchenaustritt/