„Bürgermeistern“ ist nicht leicht.
Alljährlich lädt die katholische Kirche zum Willehad Empfang. Willehad wurde 788 Bischof von Bremen. Im Rahmen der gewaltsamen Christianisierung „Germaniens“ wurde Willehad von Karl dem Großen mit der Mission in den sächsischen Landesteilen beauftragt. Wer nicht Christ wurde, fand den Tod durch Karls Soldaten.
Eingeladen waren Politik und auch der scheidende Chef der katholischen Laien Starnberg. Der ebenfalls anwesende Bürgermeister Bovenschulte ließ über sein Referentin im Rathaus, Frau Höhns Inhalte seiner Rede in der Pressemitteilung vom 15.11.2021 verbreiten.
Dort heißt es: „ Bovenschulte: „Die Türen der humanitären Einrichtungen der katholischen Kirche stehen allen Menschen ungeachtet ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion offen. Jeder Bedürftige wird hier mit offenen Armen empfangen.“
Ja, Rassismus nach Hautfarbe kommt bei den Katholiken nicht so häufig vor. Aber wie ist es mit Homosexuellen, „Gottlosen“; die sind doch nach katholischer Lesart der Sünde verfallen, die kommen nicht in den Himmel. Und Frauen, die dürfen nicht auf die Kanzel, die kath Kirche streitet heftig für das absolute Abtreibungsverbot. Also Herr Bovenschulte, keine Diskriminierung wegen der Hautfarbe, aber wehe die bist schwul oder eine Frau. Das ist das glatte Gegenteil von gesellschaftlichem Zusammenhalt. Es sei denn die ungetrübte Gleichstellungsverweigerung der Frauen und die theologische begründete Sündhaftigkeit der Homosexualität, wird ohne öffentliche Konflikte still und leise ertragen. Ein autoritärer Männerbund als gesellschaftliches Vorbild ? Die Rede wurde doch nicht etwa 1903 geschrieben ?
Bovenchulte weiter: „Die caritative und seelsorgliche Gesamtleistung der katholischen Kirche ist ein tragender Pfeiler für unsere Willkommenskultur und für das Gefühl des gesellschaftlichen Zusammenhalts – in Deutschland und in Bremen. Denn nur, wenn sich auch die Schwächsten unter uns aufgenommen fühlen, entsteht ein vollumfängliches Gemeinschaftsgefühl. Ich danke jeder einzelnen haupt- und ehrenamtlichen Helferin in der sozialen und humanitären Arbeit für ihren Beitrag zu einer solidarischen Gesellschaft.“
Ok, da haben wir richtig verstanden, der Missbrauch in den Einrichtungen der katholischen Kirche, die anschließenden Vertuschungen und der Schutz der Täter, zumeist hauptamtliches Leitungspersonal in der katholischen Kirche ´ist ein „Gefühl des gesellschaftlichen Zusammenhalts“. Aber zu Lasten der zigtausenden Opfer und der Missachtung des bürgerlichen Rechts.
Und die caritativen Einrichtungen der katholischen Kirche, sie werden alle zu 100 Prozent vom Staat und den Sozialkassen bezahlt. Eigentlich stehen die Angestellten der katholischen Einrichtungen auf der Gehaltsliste von Bovenschulte und dem Finanzsenator. In den Zuwendungsverträgen ist die Aufnahme für alle Menschen geregelt. Kein Verdienst der katholischen Bischöfe. Aber demokratische Rechte wie die auf die Wahl eines Betriebsrates und Schutz vor weltanschaulicher Diskriminierung durch ihre bischöflichen Chefs haben die Angestellten bei der Caritas nicht. Aber schön, dass Bovenschulte ihnen für die verrichtete Lohnarbeit gedankt hat.
Da wirft sich die Frage auf, was denn das „Gefühl“ einer „solidarische Gesellschaft“ ist. Der Bremer Miethai Bremermann lässt wegen einer Nichtigkeit eine Person mit einer Hundertschaft Polizei aus seiner Wohnung räumen. Der Geräumte kann mangels eigener Küche und Kühlschrank nicht mehr kochen. Er geht zur Suppenküche der katholischen Caritas und bekommt drei mal die Woche eine warme Speise. Laut Bovenschulte vermittelt die kath Einrichtung somit das „Gefühl des gesellschaftlichen Zusammenhalts“. Schön, aber eben auch nur das „Gefühl“, denn eine solidarische Gesellschaft würde die Zwangsräumung verhindern.
Das Loblied des Bürgermeisters entspricht nicht der Realität des Wirkens der katholischen Kirche und ihrer Einrichtungen. Kirche spaltet in wahre Gläubige und Ungläubige, in Sünder*innen und wahre Christen, in Männer und Frauen und Menschen die mit einem anderen Geschlecht und sexuellen Orientierung nicht Gottes Schöpfungsordnung entsprechen. Kirche unterscheidet in wir, die Guten, und die Anderen, die Fehlgeleiteten und Bösen. Dies ist eine klassische Variante von Rassismus.
Ein gut gemeinter Tipp für Herrn Bovenschulte: Lieber mal Schweigen, als falsche Legenden verbreiten.
Oder waren die Ausführungen des Bürgermeister etwa das Werk seiner Referentin, Frau Höhns ? Die war bis zu ihrer Einstellung im Rathaus ja Öffentlichkeitsreferentin bei der katholischen Bischofskonferenz und dem katholischen Gemeindeverband in Bremen.