Aus der katholische Kirche ist die Debatte bekannt. Auf den Kanzeln stehen nur Männer. Ob Bischof, Pfarrer oder Diakon, die Funktionen des Leitens und Vorbetens sind ausschließlich Männern vorbehalten.
Aber auch die Evangelikalen stehen auf „Männerherrschaft“. Olaf Latzel hatte im Jahre 2008 einer Pastorin das Predigen von der Kanzel der Martinigemeinde verboten. Natürlich steht das auch so in der Bibel und wer selbige als Gottes Wort versteht, muss sich an die Bibel halten. Dort findet sich im „Neuen Testament“ im ersten Korinther Brief folgende Passage:
„Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen schweigen in den Gemeindeversammlungen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht einer Frau schlecht an, in der Gemeindeversammlung zu reden“.
Hier ist das Grundverständnis einer patriarchalen Struktur innerhalb der „Bibeltreuen“ angelegt, gültig bei den Katholiken 1,3 Mrd. den Orthodoxen 400 Millionen und der überwiegenden Mehrheit der Evangelikalen 600 Millionen.
Im zweiten Brief Timotheus 2,12, ebenfalls im „Neuen Testament“ findet sich folgender Satz: „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre.“
Hieraus hat auch Olaf Latzel sein seinerzeitiges Predigtverbot von der Kanzel in St. Martini begründet. Lediglich bei eine sehr kleinen Minderheit der weltweiten evangelischen Kirchen stehen Frauen auf den Kanzeln.
Die Evangelische Allianz, das Netzwerk der Evangelikalen weist in Bremen 26 kirchliche Gemeinden als Mitglied aus. In diesen Gemeinden predigen 29 Personen von den Kanzeln und Bühnen.
Unter den bibeltreuen Verkünder*innen gibt es eine Frau. Eine Frau und 28 Männer. Auch die Evangelikalen innerhalb der evangelischen Landeskirche machen da keine Ausnahme. Acht von 58 Kirchengemeinden gehören zu den Evangelikalen. Dies acht Gemeinden haben neun Prediger, alles Männer, keine Frau.
Da ja oft den Kirchen die Rolle der gesamtgesellschaftlichen Ethik Institution zugedacht wird, sind jedoch erhebliche Zweifel angesagt, ob angesichts des Frauenverständnisses der Mehrheit der in Deutschland vertretenen christlichen Kirchen, diese Rolle nicht in die falsche Richtung führt.
Beharren auf altertümlichem Rollenverständnis sollte nicht durch kirchliche Schulen und Kindergärten, staatliche Subventionen und Steuervorteile (20 Mrd. Jährlich) gefördert werden.